PRESSE-ECHO ZU "ZEIT DER ZEITEN (1985-1989)" VON MACBETH

 
 

Unter www.ostmetal.de gibt es jetzt eine Scheibe zu kaufen, auf der Ihr Demos und Raritäten aus den Jahren 1985 bis 1989 zu hören bekommt. Der Sound ist natürlich dem Alter der Aufnahmen geschuldet. Es sind alles Mitschnitte aus dem Proberaum, also nichts Produziertes. Dementsprechend sollte man die Erwartungen nicht zu hoch schrauben. Für alle, die uns aus dieser Zeit kennen, eine Zeitreise zurück. Für alle anderen ein Stück Zeitgeschichte. Besonders das Booklet hat es mir angetan. Coole Story mit schicken Bildern und Stasi-Einlagen aus den Akten. Wer Interesse hat, kann die Scheibe unter www.ostmetal.de erwerben bzw. auch in die Aufnahmen reinhören.

(geschrieben von Ralf Klein im Januar 2007 in einem MACBETH-Newsletter)


 
 

Bei dieser Compilation handelt es sich um die erste Veröffentlichung des German Democratic Recordings-Labels, welches sich zur Aufgabe gemacht hat, Metalbands aus der DDR einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Kein leichtes Unterfangen, wenn man bedenkt, dass die Mehrheit dieser Bands höchstens auf ein paar Demotapes kamen und die Originalaufnahmen oft verlorengegangen sind.
Im Falle der thüringischen MACBETH wurde dieses schon mal vorzüglich gemeistert, die Aufnahmen klingen nach gründlicher tontechnischer Überarbeitung alle recht hörbar, wobei sie die Herkunft von alten Kassetten natürlich nicht verleugnen können. Sehr schön ist auch das liebevoll aufgemachte Booklet, das mit vielen alten Fotos und anderem Bildmaterial aufwartet und in einer interessanten Biographie die von Schicksalsschlägen (u.a. begingen zwei Mitglieder Selbstmord) gezeichnete Geschichte der (heute übrigens wieder aktiven) Band nachzeichnet. Diese zeigt u.a. mit Zitaten aus den Stasi-Akten über die Gruppe eindrucksvoll, mit welchen Repressalien eine Metalband in der DDR kämpfen musste, die MACBETH unter anderem zwangen, ihren Namen zu CAIMAN zu ändern, um wieder eine Spielerlaubnis zu bekommen, und wohl letztendlich auch dem Sänger das Leben kosteten.
Auch die CD selbst gewinnt durch kleine Details wie etwa durch die Verwendung von Radiomitschnitten mit den originalen Anmoderationen oder einem Livetrack von einem Auftritt vor der für die Spielerlaubnis zuständigen Einstufungskommission (mitsamt betont pädagogischer Ansage) einen gewissen Dokumentarcharakter.
"Zeit der Zeiten" bietet also einen interessanten Einblick in ein in den alten Bundesländern nach wie vor weitgehend unbekanntes Kapitel deutscher Metalgeschichte, doch auch die Musik an sich ist absolut hörenswert, sehr ursprünglich und authentisch anmutender Heavy Metal mit überwiegend deutschen Texten, der auch oder gerade im rauen Demosoundgewand gut funktioniert.
Eine sehr gelungene Veröffentlichung, der man anmerkt, dass hier echte Fans am Werk waren, und die ich jedem historisch interessierten Metaller ans Herz legen möchte!

(geschrieben von Konstantin Delles am 27. Februar 2007, Bewertung: 8 von 10)


 
 

Überfällig ist eine solche Einrichtung wie German Democratic Recordings eigentlich schon seit Jahren: Im Vergleich zu den zig Wiederveröffentlichungen hinlänglich bekannter Aufnahmen, aufgepeppt mit mehr oder weniger relevanten/essentiellen Bonustracks von anno dazumal, gab's von der metallischen Vergangenheit Ostdeutschlands doch bislang viel zu wenig Material. Daher ist es nur konsequent, wenn sich nun zwei Idealisten dazu aufraffen, so viel Tonzeugnisse aus der Zeit vor dem Mauerfall von damaligen DDR-Truppen wie nur möglich zusammenzutragen und diese, mit heutiger Tontechnik bearbeitet, eingeschworenen Liebhabern in CD-Form wieder zugänglich machen zu wollen. Dabei führte die digitale Nachbearbeitung keineswegs zu einer großartigen Veränderung, 'Modernisierung' der Songs, der originäre Spirit bleibt ohne Umschweife erhalten. Dass die Soundqualität sehr differiert, rührt schlicht und einfach von der Tatsache her, dass teures Equipment, geschweige denn richtige Studios, für eine Underground-Band damals undenkbar waren. Dass dann "Zeit der Zeiten (1985 – 1989)" dennoch mit einem durchaus annehmbaren Klang aufwartet, liegt auch daran, dass man die Demos und sonstigen Aufzeichnungen quasi aus erster Hand, nämlich von damals Beteiligten erhielt. Doch nun endlich zur Band an sich: MACBETH waren damals in den 80ern quasi eine richtige Kulttruppe, sorgten für Ausschreitungen auf ihren Konzerten, wurden von der Staatsmacht observiert und schlussendlich verboten. 1987 benannte man sich kurzerhand in Caiman um, bis Sänger/Frontmann Detlev Wittenburg ein Jahr später wegen Bagatelldelikten in ein DDR-Gefängnis wanderte. Im Herbst 1989 schließlich kam er wieder auf freien Fuß und setzte seinem Leben kurzerhand ein Ende. Dies war dann auch zugleich das Ende der Band, bis man anno 2003 dann runderneuert als MACBETH zurückkehrte, vergangenes Jahr kam das Debütalbum (nach satten 21 Jahren!) raus. Von Demosongs über DDR-Radioaufnahmen (kultig vor allen Dingen die Ansagen der Herren und Frauen Sprecher/innen) bis hinüber zu Konzertmitschnitten und instrumentalen Proberaum-Recordings, die leider nie fertig gestellt werden konnten, findet sich so ziemlich alles auf diesem lohnenswerten Silberling. Man muss schon Ost-Metal mögen, um die Songs der Truppe zu mögen, aber Fanatiker wissen, was sie erwarten können. Natürlich sind die deutschen Texte allesamt befremdlich, noch dazu ist das Songwriting recht straight-rudimentär gehalten, dennoch versprühen jene Aufnahmen dieses gewisse, spezielle Flair einer bestimmten Musikrichtung, einer bestimmten Zeit, roh, unverfälscht und ehrlich. Natürlich konnten MACBETH/Caiman nicht mit Gruppen mit Profi-Spielerlaubnis wie den göttlichen Formel 1 mithalten, dennoch hatte die Band ungemein viel Potential, so dass hier ein Killerriff das andere jagt. Gut, über Detlevs eigenwilligen Gesang mag man streiten, aber irgendwie gehört auch diese Komponente zur Erfurter Truppe dazu... Auf lediglich 300 Stück ist diese CD limitiert, Ost-Metal-Manacs sollten sich also schnell eine Kopie sichern, hier passt ausnahmsweise die Umschreibung 'purer Kult' wie die Faust aufs Auge!

(geschrieben von Christian Wachter, erschienen in LEGACY Nr. 47 im Februar 2007)


 
 

Was ist eigentlich mit Heavy Metal aus der DDR, gab es das? Natürlich! Eine der beliebtesten und auch ältesten Gruppen waren MACBETH. Sie gründeten sich 1985 in Erfurt. Alle aktiven DDR-Bands mussten, bevor sie öffentlich auftreten oder etwas aufnehmen durften, sich einer sogenannten „Einstufungs-Kommission“ stellen, die darüber entschieden, ob das Gebotene dem „sozialistischen Kulturauftrag“ gemäß sei. MACBETH nahmen zunächst diese Hürde und spielten fortan mit ihrem charismatischen Sänger Detlev Wittenburg einige Konzerte. Da jedoch die Gruppe eine der wenigen in der DDR waren, die den bei der Obrigkeit unbeliebten Metal spielten, herrschte bei ihren Konzerten ein dementsprechender Andrang und so kam es 1986 nach einem Konzert in Erfurt zu Ausschreitungen enttäuschter Fans, die nicht mehr in den Saal durften. Das Verbot der Gruppe ließ nicht lange auf sich warten. Man kündigte ihr den Proberaum, erteilte dem Band-LKW keine Zulassung und bestrafte sie darüber hinaus noch mit einem empfindlichen Bußgeld. MACBETH saßen nun auf 25000 Ostmark Schulden. Im Stasibericht hieß es zu der Band: „Bei den Gruppenmitgliedern handelt es sich um 4 Amateurmusiker... deren bewußtseinsmäßige Einstellung internen Informationen zufolge in keiner Weise den Anforderungen bei der Durchsetzung eines hohen Niveaus der sozialistischen Kunst- und Kulturpolitik entspricht.“ Somit war das Ende von MACBETH vorerst besiegelt. Unter der Auflage sich umzubenennen durfte es dann dennoch ein Jahr später mit CAIMAN, wie sie sich jetzt nannten, weitergehen. Doch die Stasi beobachtete sie weiter mit Argusaugen. Sänger Wittenburg musste 1988 für ein Bagatelldelikt über eineinhalb Jahre ins Gefängnis. Zu Wendezeiten wurde er als gebrochener Mann entlassen. Kurze Zeit später beging er Selbstmord.
Das frisch erschienene Album „Zeit der Zeiten (1985-1989)“ fasst nun diese ereignisreichen Jahre MACBETHs zusammen. Zu hören gibt es die ersten Demoaufnahmen, Livemusik und Mitschnitte aus dem DDR-Jugendradio DT 64, mitsamt heute etwas skurril wirkenden Anmoderationen. Schlussendlich folgen noch ein paar interessante Impressionen aus dem Proberaum, sogar unfertige Songs, die man gerne vollendet gehört hätte. Bei all dem darf man natürlich keine Tonqualität erwarten, wie das heute Standard ist, aber das ist auch nicht der Sinn der Sache. „Zeit der Zeiten“ besticht durch seine Authentizität, den dokumentarischen Wert und schlicht durch die musikalischen Fähigkeiten MACBETHs. Ihr Stil war brachial, düster und orientiert an Bands wie SAXON oder GRAVE DIGGER, jedoch auf das Wesentlichste reduziert und eher stampfend schleppend ohne direkt Doom Metallisch zu sein. Ausgeprägte Gitarrenleads gibt es nicht. Im Unterschied zu ihren Kollegen aus dem Westen sang die Gruppe fast ausschließlich auf Deutsch, weshalb ihre Musik mitunter wie ein Vorgriff auf die sogenannte „Neue Deutsche Härte“ (RAMMSTEIN etc.) wirkt. Bei den Texten darf man ebenfalls keine lyrischen Hochleistungen erwarten, doch sind sie bodenständig, ernst und vollkommen unpeinlich. Kurz, das ganze Album verströmt, vor allem weil man es ja mit dem dazugehörenden Hintergrundwissen hört, eine gewisse Tragik.
Interessant auch das der CD beigefügte Heft, sowie die Homepage der Band (s.o.), in und auf dem sich die bewegte Geschichte der unbeugsamen Truppe, mitsamt Auszügen aus den Stasiakten nochmals nachlesen lässt 2002 wurde MACBETH abermals durch zwei Gründungsmitglieder neu zum (er)Leben erweckt. Letztes Jahr erschien das Debütalbum dieser zweiten Inkarnation. Nach wie vor spielt man Metal mit guten deutschen Texten, doch MACBETH sind nun eine Band von vielen.

(unbekannter Autor am 15.04.2007)


 
 

So… wenn wir nicht den 25. Jahrestag der CD begehen würden, hätten wir nicht die Möglichkeit die vielen Raritäten kennen zu lernen. Die Erinnerung an längs vergessene LP's mit beeindruckendem Aufnahmen sowie Demos oder Konzertmitschnitten zu ermöglichen.
Wer kannte schon die ostdeutsche Gruppe, als diese Aufnahmen entstanden? Weder richtige Kenner noch so genannte Pseudokenner, die seid dem 8. Lebensjahr Metalfans sind, hatten diese Aufnahmen je gehört.
Es gibt was zu hören, auch wenn die Qualität der Aufnahmen nicht besonders ist. Es ist jedoch gut, dass keiner diesen Makel behoben hat. Es ist wie es ist, der Klang ist ehrlich und natürlich, was aus der heutigen Sicht beachtlich ist. Die CD von Macbeth beinhaltet Aufnahmen aus den Jahren 1985-1989. Wie der Titel schon anzeigt handelt es sich vergessenes und um Raritäten. "Fans" die an Computer unterstützte Musik gewöhnt sind, werden nach dem ersten Titel "weich", hehe. Die ersten Kompositionen sind im mittleren Tempo was typisch für die Anfangachtziger war. Hier blickt MAIDEN, hier der belgische KILLER, dort eine Art klassischer Hard Rock… je weiter, umso besser. Schneller und melodischer "Death Under Moonlight" und "Excalibur" können besonders gefallen. Selbst die instrumentalen Aufnahmen aus den Proben überzeugen. Leider läßt die Qualität der Konzertaufnahmen deutlich nach. Die neue Version von "Hellfire" übertrifft im Klang die vorherige. In der ausgezeichneten Aufnahme "We Thrash" spürt man auch die Neigung zum Brutalen. Traurig ist vor allem, dass die besten Stücke vom Ende der Achtziger stammen. Es wäre interessant, zu was diese Gruppe fähig wäre, wenn sie die Möglichkeit für eigene Platten hätte. Wir werden es nie erfahren. So freuen wir uns über das, was wir haben und das es Begeisterte gibt, die uns diese Aufnahmen ermöglichen. (Bewertung: 4 von 5)

(geschrieben von Wojtek Chamryk, übersetzt von Bernhard Heryk, erschienen im polnischen HMP-Magazin Nr. 35 im Oktober 2007)


 
 

Die erste Veröffentlichung eines neuen Labels, das in nächster Zeit weitere Ostperlen veröffentlichen möchte. Die Thüringer MACBETH - wegen Problemen mit der Obrigkeit nannte man sich zwischenzeitlich in CAIMAN um - waren eine beliebte Achtziger-Stahl-Band, die sich an der New Wave Of British Heavy Metal orientierte, vor allem an Priest und Saxon. Vorliegende CD beinhaltet Demo-, Proberaum- und Liveaufnahmen, überwiegend in schwacher Soundqualität. Schiefe Übergänge, wackelige Songstrukturen sowie das Gegenteil von Produktion müssen bei allem Kult hier in Kauf genommen werden. Dennoch eine Empfehlung, denn Stücke wie "Macbeth" oder "Höllenfeuer" sind herrlichster Untergrund-Stahl.

(geschrieben von Wolf-Rüdiger Mühlmann, erschienen im ROCK HARD Nr. 247 im Dezember 2007)


 
 

Neben den Italienern Macbeth, die in den 90ern mit "Romantic Tragedy's Crescendo" ein starkes Gothic Metal-Album ablieferten und noch heute aktiv sind, gab bzw. gibt es noch Kohorten anderer Bands, die sich ebenfalls namensseitig beim ollen Shakespeare bedienten, u.a. eine aus Erfurt mit dem Gründungsdatum 1985. Diese Band hatte bald mit diversen Erscheinungen des real existierenden Sozialismus zu kämpfen, der sich in der direkten Auseinandersetzung als der Stärkere erwies, auch als sich die Band auflöste und in veränderter Besetzung ab 1987 als Caiman weiterspielte, wenngleich der Sieg gegen den "dekadenten" Musikstil diesmal ein Pyrrhussieg war, denn er kam paradoxerweise durch die politische Wende zustande: Die Rhythmusgruppe ging in den Westen, und der kurz zuvor aus dem Gefängnis entlassene langjährige Sänger beging noch 1989 Selbstmord. Selbst die Caiman-Reunion, beginnend 1993, fand mit dem langen Arm der Vergangenheit ihr baldiges Ende, denn der Schlagzeuger kam mit den Verhältnissen in den Altbundesländern nicht klar und stürzte sich in Frankfurt/Main aus einem Hochhausfenster im 22. Stock. Erst ein neuer Anlauf unter dem Macbeth-Banner anno 2003 mit noch zwei Gründungsmitgliedern an Bord sollte sich als stabil erweisen und führte mittlerweile auch schon zu konserviert erhältlichen Zeugnissen. Die vorliegende CD allerdings enthält, wie der Titel schon assoziiert, historisches Material, nämlich solches, das von 1985 bis 1989 unter den Namen Macbeth und Caiman (hier irritiert die äußere Gestaltung der CD ein wenig, denn auf Caiman, die übrigens ein niedliches Maskottchen, nämlich einen an eine typische DDR-Überland-Stromleitung angeschlossenen gitarrespielenden Kaiman, hatten, wird erst auf der Bookletrückseite, noch nicht mal auf dem Backcover, hingewiesen) konserviert wurde. Komme nun niemand und erwarte High End-Aufnahmen - man vergegenwärtige sich, unter welchen Bedingungen solche Aufnahmen in der DDR entstanden, nämlich als Mitschnitte live im Proberaum oder im günstigen Fall als Rundfunkproduktion für einzelne Titel (offizielle Metal-Longplayer von Einzelbands erschienen, wenn man "Phönix" von Prinzip nicht unter "Metal" faßt, in der DDR ganze zwei, aber zumindest zwei exzellente bzw. gute: "Live im Stahlwerk" von Formel 1 und "Dynamit" von Babylon). Fast alles spielte sich also im inoffiziellen Bereich ab, und das verleiht dem Material einen angenehm ungekünstelt-ehrlichen Touch, der das gewisse soundliche Defizit locker wieder wettmacht. Sowas wie Overdubs konnte man sich beim "Live im Proberaum"-Aufnahmeverfahren, wollte bzw. konnte man nicht hinterher noch größeren Nachbearbeitungsaufwand investieren (wir reden wohlgemerkt über Zeiten, als noch niemand wußte, wie "ProTools" geschrieben wird, geschweige denn, was das sein könnte), prinzipiell nicht leisten, und so kommt in vielen Songs, wenn beide Gitarristen zweistimmig solieren, allein durch den fehlenden Riffunterbau ein gewisser Iron Maiden-Touch zustande, der allerdings in der Gesamtbetrachtung etwas schwächer ausfällt als beispielsweise bei Formel 1. Judas Priest können eher als musikalische Vorbilder angesehen werden - witzigerweise erinnerte der langjährige Sänger Detlev Wittenburg auch optisch ein wenig an Rob Halford, und wenn er höher zu schreien beginnt, machen sich auch ein paar stimmliche Parallelen bemerkbar. Trotz eines Titels wie "Bomber" haben Motörhead allerdings keine Spuren im Sound der zumeist als Quintett agierenden Band hinterlassen, und der extrem verzerrte Gitarrensound (vor allem bei der einen Leadgitarre) klirrt so, als ob man eine alte Metalkassette im einfachen Walkman (für die Jüngeren: das ist so eine Art Vorgänger des iPods, den man mit Kassetten fütterte, die man nach 30 bzw. 45 Minuten wenden mußte, wenn man kein superfortschrittliches Gerät hatte, das danach auch gleich noch die zweite Seite wiedergab) abspielen würde. Allerdings waren die Jungs offensichtlich exzellente Musiker, vor allem die Gitarristen, die sich etliche hervorragende Soli aus dem Kreuze leiern, aber auch die Rhythmusgruppe hat keine Angst vor Breaks und variiert das Tempo geschickt zwischen schleppend und speedlastig. Gesungen wurde übrigens zunächst weitgehend in Deutsch, weil das in der DDR die Grundvoraussetzung war, um eine Einstufung für eine höherklassige Spielerlaubnis oder gar eine Rundfunkproduktion zu bekommen - interessanterweise sind aber die späteren Aufnahmen, die Gitarrist Ralf "Zeidler" Klein eingesungen haben müßte, als Detlev Wittenburg im Gefängnis saß, weitgehend englisch betextet, als sich die Band entweder desillusioniert keine Hoffnungen auf einen größeren Status mehr machte oder aber die Einstufungskriterien nicht mehr ganz so restriktiv ausgelegt waren. Die Tracks 11 bis 13 geben unvollendete Proberaummitschnitte wieder, wobei nur noch der Gesang fehlt - paradoxerweise geben allerdings alle drei als Instrumental eine so gute Figur ab, daß ihnen nichts fehlen würde, wenn sie so auf einem Album gelandet wären. Speedlastiger Traditionsmetal der Sonderklasse! Gehen wir chronologisch vor, entdecken wir auf der CD zunächst vier Macbeth-Stücke von 1985, eröffnend mit dem abwechslungsreichen CD-Titelgeber und gefolgt von der schleppenderen Bandhymne, die mit einer herrlich blechernen Glocke eingerahmt wird (und wo man die Krähe zum Schluß noch her hat ...). "Bomber I" hieß damals sicher nur "Bomber" und hat hier die römische Zahl zur Unterscheidung der 1987er Caiman-Version des Titels, hier "Bomber II" betitelt, bekommen. Auch "Höllenfeuer" gibt es von Caiman noch einmal in einer 1987er Neubearbeitung, dort "Hellfire" betitelt. Zwischen "Hellfire" und "Bomber II" schiebt sich eine herrlich schaurig-schräge Ballade namens "Ohne Dich" (hier zerbröselt der Gitarrensound jeglichen romantischen Anflug zu Staub, auch der Text ist hier und da eher unfreiwillig komisch). Die drei 88er Caiman-Aufnahmen heißen "High To Metal", "Death Under Moonlight" und "Excalibur" und sind im Gegensatz zu "Hellfire", dessen einziges englisches Wort der Titel ist, komplett englisch betextet; hier macht sich eine etwas härtere Gangart bemerkbar, die auch mit den deutlich rauheren Vocals von Ralf korrespondiert und sich in den von 1989 stammenden instrumentalen Proberaummitschnitten auch ohne den Gesang Bahn bricht. Interessantes Detail am Anfang des ersten der namenlosen Songs: Der Schlagzeuger zählt ein, der Song wird aber kurz nach Einsetzen der ersten Gitarre abgebrochen, der Schlagzeuger wird angepfiffen, warum er denn so langsam eingezählt habe, und es geht nochmal, diesmal aber deutlich schneller, los. Gerade diese mitgeschnittenen Details bilden einen zusätzlichen dokumentarischen Reiz des Materials - so blieben auch die Radiokommentare zu "Hellfire" und "Bomber II" erhalten, dazu auch die Ansage zum 1987er Livemitschnitt von "Hellfire", der auf dem Gig vor der Einstufungskommission getätigt wurde und in dem der Sänger den mitunter leider auch heute noch gängigen Begleiterscheinungen von Metalgigs (Scheiben kaputt, Leute angepöbelt ...) eine klare Absage erteilt ("Das gehört nicht zum Heavy Metal!"). Neben diesem Livemitschnitt schließen zwei weitere von 1988, beide mit anderweitig noch nicht vertretenen Songs und wieder von Ralf gesungen ("We Trash" enthält das härteste Material der Band), diese Geschichtsstunde in Sachen DDR-Metal ab, der hoffentlich noch viele weitere des neuen Labels German Democratic Recordings folgen werden. Die "Zeit der Zeiten" sollte nicht vergessen werden (der Rezensent hat sie ja altersbedingt nur noch peripher miterlebt, aber CrossOver-Gründervater Thomas, zu DDR-Zeiten im tiefsten Leipziger Underground Straßenmusik machend, kann lange Geschichten erzählen, wie das damals so zuging ...), und dazu eignet sich die vorliegende CD ganz vorzüglich, wenngleich man wie erwähnt natürlich soundliche Abstriche machen muß. Aber zumindest den Freakkreis, der heute peruanische Aufnahmen aus den 90ern oder neuzeitlichere vietnamesische Aufnahmen hört, die so klingen wie 80er-DDR-Aufnahmen, sollte das nicht stören.

(geschrieben von Roland Ludwig im April 2008)


 
 

Dieser Tonträger hat es mir richtig angetan. Nicht nur, daß er bei mir tagelang hoch- und runterlief, bringt er mich sprichwörtlich auch um den Schlaf, weshalb ich hier des nächtens noch diesen Bericht verfasse. Die tragische Geschichte, die Einzigartigkeit und die Aufrichtigkeit, wie diese Heavy Metal-Lieder entstanden, möchte euch nun wie folgt berichten. Nicht nur, daß dieser Heavy Metal-Formation aus Thüringen unendlich viele Steine in den Weg gelegt worden sind und schließlich wie viele der anderen Musikgruppen in der ehemaligen DDR schließlich von der Staatssicherheit überwacht wurde. Das Tragische dabei sind auch die beiden Selbstmorde ehemaliger Bandmitglieder von Macbeth/Caiman. (Im Gesamten nachzulesen im dazugehörigen Heftchen.) Die von GDR zusammengestellte CD beinhalt wie bereits im Titel erwähnt Demotracks, unvollendete Proberaumaufnahmen und Live-Mitschnitte aus den Jahren 1985 bis 1989. Texte sind in der Regel deutsch, wobei einige Titel zusätzlich in Englisch sind. Smashhits sind "Hellfire", "Bomber" und das sehr heavy lastige "Excalibur". Die Zwischenansagen aus dem Radio ("Caiman machen lebensbejahende Musik bla bla ...") sind sehr lustig anzuhören. Der Gitarrensound ist teilweise sehr schranzig, was aber nicht weiter stört. Der Gesang ist sehr eindringlich und regt an, die gutverständlichen Texten mitzusingen. Angesprochene Themen sind gesellschaftlicher und zwischenmenschlicher Art. Der Tonträger beinhaltet insgesamt 16 Kracher, was nun wirklich jeden Sparfuchs überzeugen, sollte dieses historische Stück Heavy Metal im Schrank haben zu müssen. Macbeth dürfte die erste Heavy Metal-Band sein, die mich von der Authentizität deutscher Texte überzeugt hat. Denkt man sich ein wenig in die damalige Zeit hinein, wird das umso deutlicher. Einzig die Thematik von "Bomber" und "Bomber II" irritiert mich ein bisschen, ist aber wahrscheinlich aus einer damaligen Perspektive zu interpretieren, welche mir als Jungspund retrospektiv bei diesem Lied nicht möglich ist. Oder aus meiner Perspektive: Dresden ist nicht Coventry!!! (nachschlagen!!!) (Vielleicht ist dieser Song auch pazifistischer als man denkt...?) Tja, wen ich bis jetzt noch nicht überzeugt habe, der ist mir auch egal. Fazit: unbedingt sein Eigen nennen müssen! In diesem Sinne: "Fight for your right" (live 1988).

(geschrieben von Fidel, erschienen im FATAL UNDERGROUND Nr. 28)


 
 

Da ist sie nun, die erste Veröffentlichung aus dem Hause GDR! Es hat sich lange angekündigt, dass aus der Idee www.ostmetal.de einmal mehr entwickeln würde und so wurde nun ein kleines Minilabel aus dem Boden gestampft, welches sich den Heavy Metal Klängen aus der ehemaligen DDR widmet. Macbeth, die sich später in Caiman umbenannten und heute wieder unter Macbeth aktiv sind, präsentieren hier 16 Tracks. Neben abenteuerlichen Proberaum-Aufnahmen, Livemitschnitten und Demoaufnahmen, gibt es auch ein paar Rundfunkmitschnitte. Ein großer Fan war und bin ich nicht, was das alte Material angeht. Ein Hammersong ist "Hellfire" als Studioproduktion und mit "Excalibur" (ehemaliger Heavy Metal Fanclub aus Bad Langensalza zu DDR-Zeiten) kann ich mich durchaus anfreunden, der Rest ist allerdings nicht so mein Ding. Eine Mischung aus Heavy Metal und Thrash bis hin zu ersten Death Metal Anleihen war das Markenzeichen der Thüringer. Eine Dokumentation über die Jahre hätte gar nicht besser ausfallen können. Mir wäre eine zeitliche Abhandlung lieber gewesen, denn hier wechseln sich Macbeth & Caiman ständig ab. Aber egal, wo bekommt man heute sonst noch das Material her und auch noch soundtechnisch aufgearbeitet. Für 10 Euronen plus Porto eine goldwerte Angelegenheit für Altmetaller und alle aufgeschlossene Metalheads. Schreibt an Hendrik Rosenberg, Gleißnerplatz 4, 90471 Nürnberg/Germany.

(geschrieben von Rüdiger Grasse, erschienen im G.U.C. Nr. 24)

 
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