PRESSE-ECHO ZU "METALFEVER (1983-1989)" VON TITAN

 
 

Die CD von Titan beinhaltet Aufnahmen aus den Jahren 1983 bis 1989. Diese achtzehn Kompositionen sind eine Portion rhythmischen Lärms, die sich der Beliebtheit der Leute erfreut, die auf so was stehen. Mit italienischem Power Metal und dessen ähnliche "Ausführungen". Aber bitte redet mir dies nicht ein, dass die Italiener dies im Blut haben... Oper, Operette... Das solchen Gruppen wie ASTAROTH, BLACK EVIL oder DEATH SS vielleicht doch keine Italiener sind?! Aber kehren wir zurück zu den Deutschen und Metalfever.
Fieber erwartet uns nach dem Anhören dieses Album bestimmt nicht, aber eine Garantie, daß jeder Fan des klassischen Metal angenehme nahezu 80 Minuten erlebt. Einige werden es aus Sentimentalität anhören, ein anderer Teil aus Neugier und noch andere, wie auch ich, um die ersten Schritte der Metalmusik der DDR mit unserer zu vergleichen. Das Niveau von Titan unterschied sich kaum, aber der Klang war zum Anfang der Achtziger mit Abstand besser als unsere Gruppen – liegt mit Sicherheit an der besseren technischen Ausstattung. Aufnahmen aus dem Jahr 1984 sind nicht die Besten, klingen noch unbeholfen, unzählige gute Ideen führen zur einer spürbaren Entwicklung. Das Solo in der Ballade "Hey Bon", ist eine Anlehnung an Bon Scott, der einen gewissen Mitlied erweckt. Aber je weiter desto besser. Denn die nächsten drei Jahre zeugen davon, daß die Gruppe bei ihren Proben nicht nur Bier getrunken hat. Instrumental zeigt Metalfever seine positive Entwicklung, es gibt kein Zeichen mehr von Unbeholfenheit und das in den wenigen Jahren. "Der Metalfan", "Unklar" zählen mehr zum Gewinnen als zu Verlusten in der Musik. Das erste Stück fällt vokal etwas ab, es fehlt der Dampf, er zieht nicht im Refrain bis zum Ende durch, aber ich wundere mich, daß sie in Deutschland im Zeitalter der Disco so einen Menschen fanden... "Schwerer Als Heavy Metal" ist eine Anlehnung an NWOBHM (New Wave of British Heavy Metal) mit soliden Riff. Bissig, wie mein Kollege sagt, aber ich meine etwas zu lang, trotz der Solos und klangvollen Bässe. Die Aufnahmen aus dem Jahr 1989 zeugen von modernem Spiel. "History Of Terror", "Holy War" oder "Burning Ground" ist reiner Thrash Metal. Man muß anerkennen, das Thrash in der Titan-Ausgabe ist so wie er aussieht: schnell, ohne Kompromisse, ohne technisches Feuerwerk, aber mit Niveau. Leider ist diese Gruppe nach der Wiedervereinigung verschwunden. Gut das wenigstens diese Aufnahmen geblieben sind. Die erste Hälfte dieser Platte ist etwas schwächer, aber für den Rest kann ich mit ruhigem Gewissen eine starke 4 geben. (Bewertung: 4 von 5)

(geschrieben von Wojtek Chamryk, übersetzt von Bernhard Heryk, erschienen im polnischen HMP-Magazin Nr. 35 im Oktober 2007)


 
 

Die zweite Veröffentlichung des Ein-Mann-Labels, diesmal mit den sächsischen Metallern TITAN, bei denen der heutige Gitarrist und Sänger von Saxorior, Kai-Uwe Schneider, zockte. "Metal Fever" zeigt die Entwicklung der Pirnaer vom melodischen Heavy Rock zur Speed/Thrash-Kapelle; der Titelsong und die einstigen Kultnummern 'Der Metalfan', 'Schwerer als Heavy Metal' sowie 'History Of Terror' zeigen diesen schrittweise vollzogenen Wandel in härtere Gefilde auf. Natürlich bietet dieses ostzonale Tondokument typischen DDR-Pappsound, also Bootleg-Qualität, allerdings kraftvoller und strukturierter produziert und nachbearbeitet als die labeleigene Macbeth/Caiman-Veröffentlichung.
Stahl-Historiker sollten zugreifen!

(geschrieben von Wolf-Rüdiger Mühlmann, erschienen im ROCK HARD Nr. 248 im Januar 2008)


 
 

Nach der (Wieder-)Veröffentlichung alter Macbeth-Stücke haben sich die beiden Macher hinter German Democratic Recordings einer weiteren DDR-Metal-Truppe gewidmet: TITAN wurden 1981 gegründet, durchlebten so ziemlich alle Höhen und Tiefen, denen man als Band in der Ostrepublik in der Zeit des Kalten Krieges ausgesetzt werden konnte. Das ging sogar bis hinüber zu staatlichen Repressalien: Da Gerüchte besagten, auf Shows der Pirnaer sei randaliert worden, wurden die Bandmitglieder dazu angehalten, etwaige Störenfriede umgehend bei der Staatssicherheit zu melden. Als die sich wiederum dagegen sträubten, drohte der lange Arm der Regierung, dort selbst für Randale zu sorgen, würden sich die Musiker weiterhin gegen diesen Auftrag sträuben. Als dann während der Wendezeit einige Mitglieder gen Westen flohen, war es um TITAN geschehen, und man verschwand für lange Zeit im Nebel des ominösen einstigen DDR-Metal-Kollektivs. 1994 tauchten einige Jungs wieder in der Black Metal-Truppe Saxorior auf, wo sie noch heute Musik machen. German Democratic Recordings ist es nun zu verdanken, dass sämtliche heute noch erhältlichen Aufnahmen in Abstimmung mit Mitgliedern TITANs in digital nachgearbeiteter Fassung erstmals 'offiziell' herausgebracht wurden. Die ersten sieben Stücke stammen vom 1984er Demo und bieten für die damalige Zeit DDR-typischen, etwas biederen und trägen Heavy Rock/Metal mit (zuweilen recht peinlichen, aber dafür umso kultigeren) deutschen Texten. Erst mit dem 1987er Demo, auf dem man sich hymnischem Speed Metal zuwandte, vermochten TITAN zu ihrer Höchstform aufzulaufen. Da trafen ungestüme, herrlich traditionelle Riffs auf fast schon Maiden/Priest-mäßige, doppelläufige Gitarrenläufe. Die Jungs hatten sich im Vergleich zur Kassette von vor drei Jahren merklich verbessert. Das nie vollendete Demo "Crusaders Of Death" aus dem Jahre 1989 zeigte noch einmal eine Orientierung in Richtung einer härteren Ausrichtung auf, man huldigte merklich alten Metallica und Konsorten. Der englische Gesang ist nicht verkehrt, alte Ost-Metal-Nostalgiker vermissen dabei natürlich die typischen, sympathischen deutschsprachigen Vocals, aber sei's drum: Die Songs sind auch hier allesamt nicht von schlechten Eltern, selbst wenn der Gesang lediglich als Arbeitsspur existierte, die Texte anno 1989 noch gar nicht geschrieben waren und die Songtitel erst für diese CD festgelegt wurden. Als finales Schmankerl gibt's mit 'With The Devil' noch eine Live-Version eines Stückes aus dem jahre 1989, in dem sich TITAN auflösten. Das Booklet ist mit allerlei herrlichen Fotos und der Bandgeschichte kultig aufgemacht, und alles in allem hat man es hier mit einem Zeitzeugnis zu tun, das nicht nur für Nostalgiker, sondern auch für Fans des deutschen Speed Metals ungemein wertvoll ist. Lasst TITAN also zumindest heute Ehre zuteil werden, indem Ihr Euch diese rundum gelungene Compilation zulegt!

(geschrieben von Christian Wachter, erschienen in LEGACY Nr. 52 im Dezember 2007)


 
Bewertung eines französischen Fans in seinem MySpace-Blog
 

Ich bin mir sicher, daß die meisten von euch denken, daß ich hier über französischen Heavy Metal der Achtziger rede, doch ihr irrt euch! TITAN ist eine obskure ostdeutsche Band, welche hinter dem "Eisernen Vorhang" während der Achtziger musizierte. Und so ist diese TITAN-Anthology ein guter Weg, um zu entdecken, daß der Heavy Metal auch unter einem strengen Regime aufblühen kann.
Auf dieser CD findet ihr das erste Demo von 1984 und das Demo von 1987 (zusammen 11 Songs), welche die Untergrund-Fanatiker erfreuen wird. Nichts außergewöhnliches, aber wahrer "Classic German Heavy Metal" wird hier geboten. Natürlich reden wir hier von Demos, so daß der Sound nicht perfekt ist, doch der Mix ist gut genug, um wirkliche Perlen aus den Achtzigern entdecken zu können. Der Gesang ist in deutsch, aber meiner Meinung nach ist Heavy Metal eine universielle Sprache, also ist das kein Problem. Die letzten Songs sind von 1989 und mehr Thrash, ähnlich wie ein Mix aus VENOM und deutschem Speed. Ich mag diese Songs nicht, doch sie gehören auch in die Kategorie der achtziger Jahre! Das Booklet ist schwarz/weiß und in deutscher Sprache, so daß es nicht einfach ist, die Geschichte von TITAN zu verstehen. Aber zum Glück gibt es dafür viele coole Bilder! Das letzte Lied ist von 1989 und es ist möglich, daß niemand diesen Song kennt, aber TITAN hätten die Mauer mit ihren Heavy Metal-Riffs zerbrochen!
Künstlerischer Teil (Cover/Booklet): 4 von 5
für Fans des achtziger Heavy Metals von Interesse: 4 von 5
für Fans des traditionellen Metals im Allgemeinen von Interesse: 2 von 5
für Sammler von Interesse: JA (denn diese CD erscheint in kleiner Auflage)
RASKAL "The French Warrior" gibt 17 von 20 Punkten
RASKAL "The Objective" gibt 14 von 20 Punkten (wegen der letzten Songs)

(geschrieben von "Raskal" in seinem MySpace-Blog am 14.12.2007)


 
 

Der hier vorliegende (in diesem Format erstmalig veröffentlichte) Tonträger der 1983 in Pirna gegründeten Band Titan ist echt der Knaller. Zwar haben, wenn man es genau nimmt, zumindest die Lieder 2 bis 7 wenig mit "hartem" Heavy Metal zutun. Aber dem hier gespielten Hard Rock lohnt es trotzdem, zuzuhören. Zur Bandgeschichte erzähle ich mal nicht so viel. Das kann man schließlich im Textheft selber nachholen oder sicherlich auf www.ostmetal.de einiges dazu erfahren. Die ersten 11 Lieder stammen aus der Zeit 1984 bis 1987 und die restlichen Lieder sind von dem nie fertiggestellten Demo von anno 1989. Dazu gibt’s noch einen Livetrack von 1989. Da Track 1 nur ein Intro ist, kann man diesen schnell überspringen. Die '84er Aufnahmen gehen absolut in Ordnung und überzeugen zumindest mich auch durch ihre inhaltliche Tiefe. Im Großen und Ganzen geht es um den Alltag der Jungspunte, was einem in deutscher Sprache dargeboten wird. Ab Lied Nummero 8 "knallt" es so richtig in meinen Lautsprecherboxen. Wenn ich mich nicht irre, höre ich da Drumgewitter und heavy typische Gitarrenläufe a la Iron Maiden und Co. Die Aufnahmen ab diesem Teil scheinen professioneller und knallen einfach mehr. Deutsche Sprache als Stilmittel selbstredend. Über den Schlagzeugsound im Allgemeinen sage ich mal nicht so viel, lasst euch beim erstmaligen Hören überraschen! Wenn ich nicht wüsste, dass diese Aufnahmen von '87 sind, könnte man auch meinen, es handle sich hier um so eine Trash Reunion Band. Das Gesamtspiel in diesem Teil des Tonträgers überzeugt auf alle Fälle! Und auch der Klang der '89er Aufnahmen "überzeugt" durch seine Einzigartigkeit. So wie diese hier vorliegen, hat es sie eigentlich nie gegeben. Die Tonspur wurde erst später dazugefügt und es mussten erst einmal Liednamen festgelegt werden (alle englisch). Das Ganze assoziiere ich dann irgendwie mit der Vorstellung, dass sich King Diamond mit Venom und Exodus zusammengetan hätte, um Musik zu machen. Auch nicht schlecht! Klingt zwar teilweise etwas unbeholfen, aber geht schon. Zu guter letzt gibt's dann mit dem Livetrack "With the devil" noch mal voll eins auf die Zwölf! Fazit: Wer die Platte als Zoni Metalicus nicht kauft (sic!), kann schon mal den Ausreiseantrag stellen!

(geschrieben von Fidel, erschienen im FATAL UNDERGROUND Nr. 28)


 
 

Hier ist nun die zweite Veröffentlichung aus dem Hause German Democratic Recordings. Titan aus Pirna. Anfänglich als reine Heavy Metal Band am Start gewesen, entwickelten sich die Jungs nach und nach in Richtung Thrash & Death Metal. Sehr löblich sei hier anzumerken, dass es eine zeitliche Abfolge des Material ist und auch sehr spürbar ist, wie die musikalische Entwicklung voranschritt. Die ersten jahre wurden ausschließlich deutsche Texte präsentiert. Aber mit der Zeit schwenkten Titan auch auf englische Texte über. Titan sind qualitativ besser als Macbeth. Dies liegt aber ganz klar auch an der Besetzung, denn bei Titan drehte sich kaum das Karussell und so konnte natürlich kontinuierlicher gearbeitet beziehungsweise musiziert werden. Soundtechnisch wurde das Material bombastisch aufgewertet. Wenn ich mir dagegen das erste Demo im Original anhöre und die neu bearbeitete Version von Engel (Co-Labelinhaber/Rape Of Harmonies Studio), Wahnsinn, kann ich da nur sagen. Da müssen sich manchmal Demobands von heute noch in die Ecke stellen und heulen gehen. Im Booklet dürfen hier natürlich die genialen Fotoshootings von damals nicht fehlen. Alles in allem sehr empfehlenswert, Vorraussetzung: euch interessiert dieses Thema. Für korrekte 10 Euro plus Porto bei www.ostmetal.de erhältlich. Übrigens agieren die beiden Köpfe Schneider und Eschrich heute noch zusammen, und zwar bei Saxorior.

(geschrieben von Rüdiger Grasse, erschienen im G.U.C. Nr. 24)


 
 

Betitelung und Label legen schon nahe, daß es sich hier nicht um die französischen Titan handelt (die auf ihrem "Popeye Le Road"-Album eines der skurrilsten Plattencover aller Zeiten verwendeten), sondern um eine deutsche Band, genauer eine aus der DDR. Titan siedelten in Pirna südöstlich von Dresden, unternahmen 1981 ihre ersten musikalischen Gehversuche und hatten zwei Jahre später eine halbwegs arbeitsfähige Mannschaft beisammen, mit der sie erste Gigs absolvierten. Schon ein Jahr später wurde das erste Demo aufgenommen, der Einfachheit halber "Demo 1984" betitelt und immerhin mit acht Songs bestäckt, von denen sieben auf vorliegender CD zu hören sind; lediglich das abschließende Stück, eine Bearbeitung von Beethovens "Ode an die Freude", blieb in den Archiven, was schlicht und einfach Platzgründen geschuldet sein dürfte, denn die CD reizt die maximale Spielzeit von 80 Minuten fast aus (wobei es natürlich auch möglich ist, daß schlicht und einfach keine vervielfältigungsfähige Vorlage mehr existiert hat). 1987 entstand ein zweites Demo, wieder simpel "Demo 1987" betitelt, fünf Songs enthaltend und vier davon zur CD beisteuernd (der fünfte ist eine Neufassung von "Hey Bon", auf der CD wählte man von den beiden Versionen die ältere von 1984). Fünf weitere Songs stammen vom 1989er Demo "Crusaders Of Death", das aufgrund des Auseinanderbrechens der Band aber nie fertiggestellt worden war - der hier zu hörende Gesang bildete nur eine Pilotspur ohne final ausgefeilte Lyrics, und auch Songtitel standen noch nicht fest. Der siebzehnte und letzte Song der CD schließlich ist eine Liveaufnahme vom Juni 1989 namens "With The Devil". Dieser und der Demotitel machen schon klar, daß auch Titan eine typische Entwicklung von DDR-Metalbands durchlaufen haben, und das in zweierlei Hinsicht. Einesteils mußte man als DDR-Metalband, um auf offiziellem Wege an Veranstaltungen und eventuell Airplay zu kommen, deutsche Texte schreiben, was Titan auf ihren ersten beiden Demos auch taten, bevor sie, desillusioniert von der Entwicklung, 1989 der staatlichen Bürokratie den erhobenen Mittelfinger zeigten und sich mit dem Verfassen englischer Lyrics nicht mehr an die vorgegebenen Spielregeln hielten (eine analoge Entwicklung hatten ja auch Macbeth/Caiman, denen die erste Veröffentlichung von German Democratic Recordings gewidmet war, durchlaufen). Zum anderen gehörten auch Titan zu den Vertretern der "Härter und schneller"-Bewegung, was sich anhand der chronologischen Anordnung der Stücke gut durchhören läßt. Das erste Demo bot ungeschliffenen, aber noch relativ gemä&szlifg;igten Metal (der nichtsdestotrotz für eine DDR-Band von 1984 immens hart war!), während das zweite, nicht zuletzt auch bedingt durch den druckvolleren Sound, schon einiges an Härte drauflegte und die 1989er Aufnahmen schließlich deutliche Thrasheinflüsse erkennen lassen, wenngleich man die in den Liner Notes angefährten Slayer als Referenzband nirgendwo heraushören kann, weder die immens brutalen Slayer der Frühphase noch die vielschichtigeren der Phase ab "South Of Heaven". Als Vergleich für das Material von 1984 könnte "Plni Energie" der Tschechen Citron dienen, wobei zu bemerken ist, daß dieses Album erst 1986 erschien bzw. in seiner englischsprachigen Fassung "Full Of Energy" (die auch in der DDR eine gewisse Verbreitung genoß und es selbst bis in die Stadtbibliothek von Karl-Marx-Stadt schaffte) noch ein Jahr später - das verdeutlicht, wie Titan durchaus am Puls der Zeit waren bzw. für Ostblockverhältnisse dieser sogar voraus. Trotz ihres noch jungen Alters waren die Musiker durchaus fit an ihren Instrumenten, wie beispielsweise das Gitarrensolo in "Wir wollen leben" zeigt, und auch arrangementseitig verbrieten sie schon gute Ideen, wenn man beispielsweise "Spießer" heranzieht, das einen schleppenden Mittelteil in das übliche powernde Material einbettet; auch "Hey Bon" entwickelt sich von seinem balladesken Beginn in interessanter Weise weiter, und die Harmoniestruktur von "Nie mehr allein" war 1984 noch keineswegs so ausgelutscht wie heute. Trotzdem muß natürlich das 1987er Demo als großer Fortschritt gewertet werden, und das aus mehreren Gründen. Zum einen ist der Sound deutlich besser, was man speziell am Schlagzeug hört, wo man plötzlich feststellt, daß Dirk Dawid auch mit der Bassdrum umzugehen weiß. Zum zweiten waren die Jungs spieltechnisch ein gutes Stück weitergekommen, vor allem die Gitarrensoli erreichen ein außerordentliches Niveau. Drittens hat Kai-Uwe Schneider mit seiner Stimme umzugehen gelernt - der angerauhte Gesang klingt nicht mehr orientierungslos wie oft noch auf dem ersten Demo, sondern kontrolliert, trotzdem aggressiv, aber das immer noch sehr melodiöse Material nicht konterkarierend. Viertens war das Durchschnittstempo deutlich in Richtung Speed angehoben worden. Fünftens schließlich macht das Instrumental "Metalfever", von dem es übrigens ebenfalls mehrere Fassungen gibt (sofern die auf späteren Demos nicht mit der 1987er Fassung identisch sind), deutlich, wofür eine Metalband in der DDR aus Sicht der Fans eigentlich da war: als Ersatz für die westlichen Bands, die man in der DDR üblicherweise nicht zu Gesicht bekam. Immerhin hat Alleinsongwriter Kai-Uwe Schneider hier gleich zwei klassische Judas Priest-Gitarrensolomelodien nahezu 1:1 übernommen. Überhaupt taugen Judas Priest zur "Defenders Of The Faith"-Phase gut als Vergleich für die 1987er Titan-Songs, aber auch Elemente der frühen Helloween lassen sich finden (letztere übrigens auch im Gesang in den tieferen Passagen, schön feststellbar an "Unklar", wo man hier und da wirklich den alten Kai Hansen zu hören glaubt). Mit diesem Material wären Titan durchaus auch international konkurrenzfähig gewesen - mit dem von "Crusaders Of Deth" hingegen wohl eher nicht, zumindest nicht in der vorliegenden Form. Der Sound ist eher als Rückschritt zu werten (am wieder polterigeren Schlagzeug festzumachen), wobei das auch an der Tatsache liegen mag, daß das Demo halt nie fertig wurde und hier nur eine Arbeitsfassung vorliegt. Ebenjener Grund mag auch als Entschuldigung für die Vocals dienen - nachdem sich Kai-Uwe auf dem 1987er Material durchaus gefunden hatte, verliert er sich hier wieder, diesmal in eher ungeschickt wirkendem Gebrüll mit einem gewissen Rachendrachen-Faktor. Problematisch ist allerdings auch, daß das Material eher orientierungslos wirkt, wie gleich "History Of Terror" deutlich macht, das Assassinsche Verrücktheit mit eher an den bekannten Power Metal erinnernden Passagen zu koppeln versucht und ganz nebenbei mit dem langsamen Riffgeschiebe noch den Nu Metal erfindet. Zwar finden sich auch hier noch reichlich gute Ideen, aber irgendwie spiegelt das Material den zerrissenen und desillusionierten Zustand der Band wider, die sich dann noch während der Aufnahmen auflöste, als Kai-Uwe Schneider einen Ausreiseantrag stellte und Gitarrist Matthias Eschrich und Bassist Rico Kaps wenig später über die Tschechoslowakei die DDR verließen. So endete die Geschichte einer DDR-Metalband, die kurzzeitig demonstrierte, daß unter günstigeren strukturellen Bedingungen viel mehr aus ihr hätte werden können, und im Gegensatz zu diversen anderen altgedienten DDR-Bands kam es hier auch nicht zu einer Reunion, wenngleich Kai-Uwe und Matthias 1994 nach ihrer Rückkehr an die Elbe wieder gemeinsame Sache machten - diesmal aber in einer eher am Black Metal orientierten Band namens Saxorior. Einen Sinn fürs Theatralische hatten sie ja schon immer, wie auch viele der Bookletfotos oder die Ansage nach dem Livetrack zeigen ... Neben dem dokumentarischen Charakter kann man besonders das 1987er Material auch aus rein musikalischen Gründen genießen (für das andere muß man dann schon etwas hartgesottener sein ...), so daß sich ein Erwerb der CD zweifellos lohnt.

(geschrieben von Roland Ludwig im November 2008)

 
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