PRESSE-ECHO ZU "TARANTELLA (1987-1989)" VON BLITZZ

 
 

BLITZZ war eine jener vielen Bands, die in der damaligen DDR Erfolge einfuhren, nach der Wiedervereinigung jedoch leider sang- und klanglos untergingen. Die Ursprünge der Formation lassen sich bis 1982 zurückverfolgen, als die Gruppe zunächst noch unter dem Namen Prinzz mit Coverversionen sowie massentauglicheren Stücken durch die Sowjetische Besatzungszone tingelten. So nach und nach tasteten sich die Erfurter an einen härteren Stil heran, bis 1988 die Geburtsstunde von BLITZZ schlug: Um das poppigere Image loszuwerden und um nicht an den gleichnamigen amerikanischen Künstler zu erinnern, legte man den alten Namen ad acta und zockte fortan unter der neuen Bezeichnung treibende Musik, die irgendwo in der Schnittmenge zwischen Speed und Heavy Metal einzuordnen war. Eine Besonderheit dabei war das Gesangsorgan von Frontfrau Kerstin Radtke, das zwar etwas an das einer Doro Pesch erinnerte, letzten Endes jedoch trotzdem irgendwie eigenständig daherkam. Überhaupt könnte man den Sound der Thüringer mit dem der frühen Warlock vergleichen, wenngleich BLITZZ zuweilen etwas rabiater und speediger zu Werke gehen. German Democratic Recordings bringen mit 'Tarantella' die zwölf Songs der bis dato offiziell unveröffentlichten LP heraus. Darüber hinaus gibt's noch drei Live-Aufnahmen (das Anthrax-Cover 'Medusa', 'Leichte Beute' und die Helloween-Huldigung 'I'm Alive'), eine Demoversion von 'Die Titanic sinkt' aus dem Jahr 1987 sowie eine während einer Rundfunk-Produktion mitgeschnittene Aufnahme von 'Es treibt mich die Gier'. Darüber hinaus finden sich auf dieser erstklassig aufgemachten Veröffentlichung eine deutsche Ausgabe der eingängigen Hymne 'Tarantella' sowie die erste Version des vom Album her bekannten Instrumentals 'EL 34'. DDR-Metal-Fetischisten müssen da natürlich zugreifen, aber auch sonstige Liebhaber schlichtweg guter Musik sollten hier mal reinhören, denn BLITZZ hatten wirklich verdammt viel Potential und zählten zur damaligen Zeit zu den absoluten Top-Formationen aus dem Osten Deutschlands. Auch heute noch, nach all den Jahren, ist die Musik der Erfurter mehr als hörenswert!

(geschrieben von Christian Wachter, erschienen in LEGACY Nr. 87)


 
 

Kann sich noch jemand an die Ost-Metaller BLITZZ erinnern, die 1990 das starke Minialbum "Do The Blitz" veröffentlichten? Damals wurde die Band (die sich ursprünglich Prinzz nannte) wegen Sängerin Kerstin Radtke als ostdeutsche Antwort auf Warlock gesehen und konnte durchaus Achtungserfolge verbuchen. Ein komplett aufgenommenes vollständiges Album wurde trotzdem nie veröffentlicht und verstaubte bis jetzt in irgendwelchen Archiven. "Tarantella" (der Titelsong ist ein Hammer!), eine Compilation aus Prinzz- und Blitzz-Aufnahmen aus der Zeit vor der Mini-LP, enthält dieses unveröffentlichte Album sowie weitere Live- und Demo-Aufnahmen. Toll ist auch das interessante Booklet, das die bewegte Geschichte der Band erzählt.
Wer an der Historie des German Metal interessiert ist, sollte sich diese CD bei gdr.ostmetal.de bestellen. Anderswo ist sie nur schwer zu bekommen.

(geschrieben von Götz Kühnemund, erschienen im ROCK HARD Nr. 319)


 
 

Heavy Metal aus der ehemaligen DDR ist für viele Liebhaber ein äußerst interessantes Kapitel; vielleicht auch, weil die Menge der damals im "kommunistischen Deutschland" vertretenen Bands doch ein sehr überschaubarer Haufen blieb. Die Erfurter BLITZZ gehören sicherlich - neben Formel 1 - zu den eher bekannteren Vertretern. Man kann sie guten Gewissens auch als die "Warlock des Ostens" beschreiben. 1990 veröffentlichte die Band mit "Do The Blitz" eine sehr gute EP über Steamhammer/SPV, wenige Jahre danach war jedoch schon wieder Schicht im Schacht. Was bis vor kurzem jedoch nur wenigen bekannt war, ist die Tatsache, dass sie bereits vor der Wende, im Frühjahr 1989, ein komplettes Album ausnahmslos mit englischen (!) Lyrics eingespielt hatten, das jedoch bisher nicht zu Veröffentlichungsehren kam. Aufgenommen in Quadenschönfeld/Mecklenburg-Vorpommern waren diese Aufnahmen ursprünglich für Gama Records bestimmt. Zwölf Songs kamen hierbei zu Stande, von denen sechs dann später auch auf besagter EP landeten. Streckenweise speediger, gerne auch mal stampfender Heavy Metal mit rauhen weiblichen Vocals und einer sympathisch unperfekten Produktion (Man beachte nur einmal das blecherne Geklöppel der Drums...) wird einem hier geboten, darunter mit dem deutlich härter und schneller gezockten "School’s Out" auch ein gelungenes Alice Cooper-Cover. Als Bonus servieren uns GDR anschließend noch einige Live- und Rundfunk-Produktionen aus den Jahren 1987/88, wobei hier besonders die Coverversionen von Helloweens "I’m Alive" bei einem DDR-Festival 1988 und Anthrax‘ "Medusa" bei einem Gig 1987 sowie die beiden deutschen Songs "Es treibt mich die Gier" (Rundfunk-Produktion von ’87, deutsche Version des späteren EP-Songs "Greed Drives Me Wild") und "Die Titanic sinkt" (Demoaufnahme ebenfalls von ’87) hervorzuheben sind. Das 12-seitige Booklet kommt mit ausführlichen, deutschen Linernotes von Labelchef Hendrik Rosenberg sowie einigen, kultigen Bandfotos der damaligen Frühphase daher. Lediglich das nach irgendeiner nichtssagenden Goregrind-Combo anmutende Spinnenweben-Cover hätte man hier durchaus etwas ansprechender gestalten können. Für Ostmetal-Sammler hat dieser Silberling allerhöchste Priorität auf dem Einkaufszettel!

(geschrieben von Marius Gindra, erschienen im METAL COMMAND Nr. 12, Bewertung: 8,5 von 10)


 
 

Seit 1982 als Pop-/Rock-Band aktiv und 1984 sogar mit drei Songs auf der Amiga-Kleeblatt-LP Nr. 11 vertreten (darunter "Liebe im Fahrstuhl", ein Thema, dem sich Aerosmith einige Jahre später deutlich ertragreicher widmen sollten, und das kultig betitelte "Alle wollen nur seine wunderschöne Freundin kennenlernen"), entschloß sich die Erfurter Band Prinzz Ende 1986, sich von nun an verstärkt metallischen Klängen zu widmen; man trennte sich also vom Keyboarder, wechselte den Schlagzeuger aus und stand nun in der Besetzung Kerstin Radtke (v), Tommy Feiler (g), Jens Hellmann (b) und Frank Fiebach (dr) bereit, die Metalwelt zu erobern. Das gelang schrittweise - man änderte den Bandnamen in Blitzz, um Verwechslungen mit dem damals noch Prince genannt werden wollenden Amerikaner zu vermeiden, spielte auf etlichen größeren Festivals, tourte umfassend mit MCB, supportete 1988 Kruiz bei einem Open Air in Berlin und brachte es im gleichen Jahr sogar zu einer Tour im Land des Großen Bruders, wenngleich "nur" in der Litauischen Sozialistischen Sowjetrepublik, die aber dennoch zu einem großen Erfolg wurde, was freilich nicht allein an Blitzz lag, sondern auch daran, daß einige Konzerte mit einer gewissen Band namens Die Toten Hosen absolviert wurden. Westkontakte verhalfen dann in anderer Richtung zu einem scheinbaren Karrierefortschritt: Gama Records aus Stuttgart wollten ein Album von Blitzz veröffentlichen, und so spielte das Quartett 1989 zwölf Songs ein - nicht bei Jürgen Matkowitz, der fast alle DDR-Metal-Produktionen betreute, sondern bei Sieghart Schubert in Quadenschönfeld, wo "der Rest" aufnahm, der über die Arbeitsbedingungen in der Regel begeisterter war, weil Schubert im Gegensatz zu Matkowitz nicht mit einem Drumcomputer arbeitete. Trotzdem waren Gama mit dem Sound nicht zufrieden, verlangten Nachbesserungen, und nach einigem Hin und Her verschwanden die Aufnahmen ganz in der Schublade. Wäre nicht die Wende dazwischengekommen, man hätte sich sicherlich noch intensiver um eine Veröffentlichungsmöglichkeit bemüht, aber so ging 1989 bis 1991 erstmal alles drunter und drüber: Blitzz tourten mit Holy Moses, brachten bei SPV das Minialbum "Do The Blitz" heraus, wurden aber wieder gedroppt, bevor sie an die Aufnahmen des Nachfolgealbums gehen konnten, und lösten sich schließlich frustriert auf, blieben dem aktiven Musikerdasein aber zumindest partiell treu - Hellmann verwandelte sich in den Spaßrocker Vicki Vomit, und in dessen anfangs häufig den Namen wechselnder Begleitband (The Sisters Of Jelzin, The Mutschekübchen Of Death, The Power Of Parkplatz, Die Kraft der zwei Herzen ...) spielte gelegentlich auch Feiler mit.
Die Aufnahmen für das Gama-Album galten lange Zeit als verschollen, aber zufälligerweise konnte in einer Schublade doch noch eine Kassette gefunden werden, die alle zwölf Songs in prinzipiell verwertbarer Qualität enthielt. Selbiges verschollenes Album bildet nun also den Grundstock der vorliegenden CD und wirft die Frage auf, was passiert wäre, wenn es 1989 tatsächlich veröffentlicht worden wäre. "Do The Blitz", so sagen die Liner Notes im Booklet, sei 1990 durchaus gut verkauft worden - allerdings nicht in den neuen Bundesländern, denn die dortigen Metalfans hatten erstmal genug damit zu tun, all die Alben nachzukaufen, die ihnen im Jahrzehnt zuvor entgangen waren oder die sie nur in der fünften Kassettenkopie besaßen, auf der man nur wenig mehr als das Rauschen des Meeres hören konnte. Den Exotenbonus hätte also auch das besagte Album gehabt, vielleicht sogar noch einen größeren, denn wenn alles nach Plan gelaufen wäre, wäre es zu einem Zeitpunkt erschienen, als die Mauer noch stand, und als Ostband konnte man durchaus allein aufgrund seiner Herkunft damals noch auf ein gewisses Interesse rechnen, wie es beispielsweise Kruiz im Vorjahr vorgemacht hatten, hinter denen allerdings auch eine Majorplattenfirma stand, die finanzielle und strukturelle Möglichkeiten besaß, wie sie Gama nicht zur Verfügung gestanden hätten. Zumindest ein Achtungserfolg aber wäre sicherlich drin gewesen, zumal Blitzz mit Radtke eine Sängerin am Mikrofon stehen hatten, was in den Endachtzigern noch als Seltenheit durchging, und sich der musikalische Wind noch nicht so stark gegen die metallischen Traditionalisten gewendet hatte ("Nevermind" war noch nicht erschienen, und auch die anderen Seattle-Bands arbeiteten noch in ihren Proberäumen). Das Minialbum wurde in der Presse damals bisweilen mit Motörhead verglichen, was sich anhand des Albums indes nur mit Mühe nachvollziehen läßt - Hellmann setzt seinen Baß allerdings in der Tat bisweilen ähnlich ein wie Lemmy, was man in diversen Intros prima hört ("Lucifer", "Black Is Black"), und eine kleine Neigung zu Bluesschemata schimmert auch hier und da mal durch (Intro zu "Demon Of The Night"). Hinzu tritt die Neigung zu flotter Musiziergeschwindigkeit, die freilich nicht als Allheilmittel eingesetzt wird, um etwa Songwritingschwächen zu kaschieren - Blitzz waren routinierte, aber originelle Songwriter, die ihre Wurzeln kannten, aber die Einflüsse geschickt zu ihrem eigenen Sound zusammensetzten und mit Radtke zudem einen Originalitätsfaktor am Mikrofon stehen hatten. Die Sängerin hatte 1985 den Goldenen Rathausmann in Dresden, einen wichtigen DDR-Gesangs-Nachwuchswettbewerb, gewonnen, und ihre vielschichtige Stimme eröffnete Blitzz eine Fülle von Möglichkeiten - ansonsten wäre der Wechsel von der Rock- zur Metalband keineswegs so reibungslos vonstatten gegangen. Zumeist artikuliert sie sich recht kräftig, bleibt aber immer melodisch, erreicht ansehnliche Höhen und verpaßt zugunsten der Expressivität auch mal die eigentlich vom Song vorgezeichnete Hauptlinie, was das Material freilich noch origineller macht. Da Blitzz wie jede andere DDR-Band auch zahlreiche Coverversionen im Repertoire hatten, mußte Radtke zudem mit einer Vielzahl von Stimmvorgaben zurechtkommen. Zwei Covers hätten auch auf der LP stehen sollen: "Black Is Black", wo allerdings einer der Herren singt (vermutlich Hellmann), und Alice Coopers "School's Out", das Radtke und (wohl) Hellmann im Duett singen und das richtig Laune macht. Unter den sieben Tracks, die nach den zwölf LP-Songs kommen und die CD auf 75 Minuten Spielzeit schrauben, befinden sich noch zwei weitere Covers: "Medusa" von Anthrax in einem 1988er Livemitschnitt, wo die Sängerin bisweilen seltsam quietschende Laute von sich gibt und am Anfang versucht, das Publikum zum Mitsingen einer recht langen und komplexen Melodie zu animieren, und das beim Kruiz-Support-Gig im gleichen Jahr mitgeschnittene "I'm Alive" (von Helloween, wie eine Stimme im Publikum korrekterweise schon nach den ersten Tönen des "Invitation"-Intros bemerkt), das allerdings mit nur einem Gitarristen im Soloteil kaum adäquat umsetzbar ist und zudem verdeutlicht, welche Schwierigkeiten eine DDR-Band hatte, wenn sie die Lyrics der gecoverten Tracks mühsam herauszuhören versuchen mußte (das Phänomen kennt der DDR-Metal-Liebhaber auch von "Hallowed Be Thy Name" in der Formel-Eins-Fassung). Von den anderen fünf Songs stammen drei aus Rundfunkproduktionen des Jahres 1987, als die Band noch Prinzz hieß und zudem noch deutsch sang, wie es in der DDR offiziell gefordert war (die Gama-Produktion als internationales Joint Venture durfte diese Forderung allerdings negieren, und die Band hatte 1988 sowieso entschieden, in Zukunft nur noch Englisch zu singen, koste es, was es wolle). Das zum Titeltrack der vorliegenden CD erkorene "Tarantella" gibt es hier ebenso in einer Frühform wie das Instrumental "EL 34", das die traditionsmetallischen Wurzeln der Band wohl am deutlichsten offenlegt, wobei die Frühformen zeigen, daß die Band ihren Stil 1987 bereits gefunden hatte und in den Folgejahren nur noch gewisse Feinjustierungen (und natürlich produktionstechnische Veränderungen) anstanden. Auch "Leichte Beute" (ein 1987er Livemitschnitt) und "Die Titanic sinkt" (1987 als Demo aufgenommen) passen sich stilistisch hier gut ein, wenngleich die geplante LP auch noch andere Facetten des Bandschaffens zur Schau stellt. Zum einen war die Durchschnittsgeschwindigkeit besonders auf der imaginären A-Seite etwas höher, zum anderen befand sich dort auch ein experimentelles Stück wie "Voices", das schon fast in die "Anything goes"-Neunziger verweist und als Opener der B-Seite einen recht ungewöhnlichen Platz eingenommen hätte (sofern die Reihenfolge hier auf der CD der geplanten Albumreihenfolge entspricht). Einige der unveröffentlicht gebliebenen Songs tauchten übrigens später in abermaligen Neueinspielungen auf "Do The Blitz" auf, was dem Besitzer beider Scheiben zu weiteren interessanten Vergleichen verhelfen kann. Mit "Tarantella" liegt jedenfalls ein wichtiges Stück DDR-Metalgeschichte vor, das auch unabhängig vom historischen Aspekt ein Hören für traditionsmetallisch gepolte, aber auf der Suche nach dem Besonderen befindliche Liebhaber lohnt.

(geschrieben von Roland Ludwig im Februar 2014)

 
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