PRESSE-ECHO ZU "HEAVY MÖRTEL MISCHMACHINE (1985-1989)" VON MCB

 
 

Eine der Bands, die dem Rezensenten über die Pubertät hinweghalfen, war ganz klar MCB. 1983 in Magdeburg gegründet, unter anderem aus Mitgliedern der verbotenen MAGDEBURG, war das Trio eine der wichtigsten Metalbands in der DDR. Dass sie in der Dreierbesetzung, nicht zu Unrecht, als MOTÖRHEAD des Ostens bezeichnet wurden, verwundert nicht, sie hatten ja auch mit ´I Got Mine´ und ´Ace Of Spades´ deren Songs im Liveset.
Der Bandname, entstanden aus den Anfangsbuchstaben der Gründungsmitglieder, blieb trotz einiger Besetzungswechsel, erhalten. Einzig Bassist und Sänger Mike Demnitz war stets Mitglied und Kopf der später in Dresden ansässigen Band. Leider haben sie nie ein Album aufnehmen können, allerdings haben sie vier Songs auf einer Amiga-Kleeblatt-LP unterbringen dürfen. Auch nach der Wende gab es einige Versuche, mit wechselnden Besetzungen, MCB am Leben zu erhalten. Das war nie so recht von Erfolg gekrönt. Mike Demnitz hat heute eine Gitarrenschule in Freital bei Dresden. Gitarrist/Sänger Sebastian Baur spielt seit 1996 bei KNORKATOR.
Jetzt ist es endlich gelungen, sämtliche Aufnahmen des Rundfunks der DDR im Deutschen Rundfunk Archiv zu entstauben (offiziell nennt sich das Audio-Restauration und Finalisierung), ein toller Job von Patrick W. Engel, der sich schon länger um die ostdeutsche Szene verdient gemacht hat. Weiter zu nennen ist natürlich auch Hendrik Rosenberg, dem Kopf von GDRecordings, wo das gute Stück zu erwerben ist. 156 Minuten Musik verteilt auf zwei CDs, das ist Stoff für die Ohren.
Jetzt aber zur Mucke! Was war denn im Archiv von MCB zu finden? CD 1 bietet zuerst einen Konzertmitschnitt vom 25.01.1985 in Schönebeck bei Magdeburg mit einem geradezu frischen und klaren Sound. Ich gestehe, da waren meine Erwartungen weniger hoch. Stilistisch stellenweise noch nicht ausgereift, sind dennoch dort schon Songs im Programm gewesen, die die Band bis in ihre späteren Besetzungen begleiten sollten, allen voran ´I Got Mine´, ´Doktor, Doktor´ (kein Cover des UFO-Classics) und ´Hexenjagd´. Insgesamt angelehnt an frühem Heavy Metal, ein paar Spritzer MOTÖRHEAD, eine Prise Hard Rock, erste Schritte, harte Musik zu etablieren wurden hier schon gegangen. Bass- und Drumsolo, zu der Zeit bei vielen Konzerten Standard, heute nicht mehr zwingend nötig, mögen auf einem Tonträger nicht der spannendste Inhalt sein, hier sind sie auch als Dokument zu hören. Und die Soli Mike Demnitz‘ gehörten und gehören zu MCB wie der Leipziger ins Allerlei.
Als Hidden Track leitet ein zwölfminütiges Interview von Lutz Schramm mit den beteiligten Musikern für den Rundfunk der DDR über zum Schlusssong des ersten Silberlings. Um einen besonders fetten Klang zu erzeugen wurde ´Im Kontaktclub´ Ende August 1985 im leeren Schwimmbecken eines Radebeuler Hallenbades aufgenommen, unter anderem mittels einem Kunstkopf. Das sollte vor allem auch den Stereoeffekt verstärken. So klingt ein eigentlich wenig spektakulärer Song doch ziemlich fett.
Die zweite Scheibe beginnt mit acht Songs, die im Studio im Funkhaus in der Berliner Nalepastraße ab 1986 entstanden sind. Studios gab es in der DDR eher wenige, viele harte Bands nahmen im Studio des Prinzip-Gitarristen Jürgen Matkowitz auf. Diesem Einheitsklang konnten MCB entgehen. Ich erinnere mich gerne an die ´Heavy Mörtel Mischmaschine´, den ´Eisenmann´ oder das ´Kommando 308´. Hier kommen dann auch die MOTÖRHEAD-Einflüsse erst richtig zum Tragen. Ihr Signaturesong wurde allerdings das ´Lied Des Galgenbruders An Sophie Das Henkersmädchen´, nach einem Text von Christian Morgenstern. ´Vergiß es´ richtet sich gegen übermäßigen Alkoholkonsum, hin und wieder mussten Metaller auch mal staatstragende Äußerungen tun, um die Spielberechtigung zu behalten. Hier wirkt es zumindest nicht peinlich. Mit dem ´Fest Des Wüstling´ schufen MCB noch eine zweite Morgenstern-Vertonung, die dafür aus heutiger Sicht schon fast als Kommentar auf die Zustände im „Arbeiter- und Bauernstaat“ gesehen werden kann.
MCB entwickelten sich, parallel zu anderen Bands in der damaligen DDR wie PANTHER oder MOSHQUITO, immer mehr hin zum Thrash Metal. Der letzte Studiosong ´Rage Out´ hat so erste Thrash-Einflüsse zu bieten. Dieser ist mir bis dato unbekannt geblieben, möglicherweise war sein erster Radioeinsatz erst nach meinem Verlassen der DDR?
Zum Abschluss gibt es noch elf Livesongs. Diese entstanden am 22.07.1988 beim 5. Berliner Rocksommer auf der Insel der Jugend. Einige der Songs dieses Konzerts kann man auch bei youtube als Filmaufnahmen finden. Im Vergleich zu den frühen Livesongs agieren MCB hier räudiger und metallischer. Allerdings ist der Sound hier weniger gut als bei CD1. Spannend ist allemal, zu verfolgen, wie sich einige Stücke verändert haben, oder wie bei Konzerten das Tempo noch angezogen wurde.
Ich bin begeistert, mit diesem Doppeldecker eine Reise zurück in der Zeit machen zu können. Zurück in meine Jugend. Die kann ich mir sicher nicht zurückholen, aber einige Erinnerungen konnten hier geweckt werden. Auch wenn da viel Nostalgie drin steckt (keine Ostalgie, nicht falsch verstehen), 9 Punkte sind von meiner Seite zu zücken.

(geschrieben von Mario Wolski, online erschienen, Bewertung 9 von 10)


 

MCB als Legende der Heavy-Szene der DDR zu bezeichnen, ist sicherlich nicht zu hoch gegriffen. Songs wie ,Hexenjagd' oder das vorliegender Compilation den Titel gebende ,Heavy Mörtel Misohmaschine' stehen genauso stellvertretend für die harte Szene des wilden Ostens wie auch "Live im Sl:ahlwerk" von Formel 1. Pünktlich zum 30-jährigen Jubilaum des Mauerfalls haben German Democraiic Recordings nun eine opulente Doppel-CD zusammengestellt, die die Vorwende-Historie MC8s akribisch aufarbeitet. Die weitere Entwicklung nach dem Fall des Eisernen Vorhangs wird aufgrund der Fülle des früheren Matenals lediglich in den Liner-Notes von Matthias Hopke angerissen. Anfang der 80er ins Leben gerufen, wahlte man kurzerhand den Bandnamen MCB, welcher auf die Anfangsbuchstaben der Vomamen der Gründungsmitglieder der Formalion zurückzuführen ist. Die Ausstrahlung eines Konzertmitschnitts im Januar 1985 in Magdeburg maohte das Trio in der DDR umgehend populär. Es folgten gar Auftritte im staatlichen Fernsehen sowie Beitrage auf der kultigen "Kleeblatt Nr. 22 — Hard & Heavy"-Split mit Plattform und Cobra, die damals von Amiga zusammengestellt wurde. Vorliegende Doppel-CD vereint Studioaufnahmen aus den Jahren 1988 bis 1989, die damals für Rundfunk bzw. TV mitgeschnittenen Auftritte in Schonebeck (1985) und beim 5. Berliner Rocksommer auf der lnsel der Jugend (1988). Besonders interessant die Aufnahme des Songs ,lm Kontaktclub' im leer gepumpten Schwimmbecken des Radebeuler Schwimmbades, für die man Extraspuren sowie einen Kunstkoof (eine Kopf-Nachbildung mit Mikrofonen anstelle der Ohren) einsetzte. Kultig auoh das in diesem Zusammenhang geführte Interview für den Rundfunk, das auf vorliegende Verdffentlichung ebenfalls mit draufgepackt wurde. Musikalisch gesehen, wurde das Trio im Laufe der Jahre immer härter und konnte sich durchaus auoh mit der Qualität westlicher Combos messen: Der anfangliche Heavy Rock entwickelte sich hin zu dreckigem Rock'n'Roll der Marke Motörhead, von denen die Magdeburger live ,I Got Mine‘ und ,Ace Of Spades‘ coverten. Das räudige ,Rage Out‘ sprengte sogar die Grenzen zum Thrash Metal. Live waren MCB wohl der ziemliche Bringer, selbst vor Bass- und Drum- Soli sohreckte die Combo nicht zurück. Fazit: Eine sehr opulente, liebevoll wie informativ aufgemachte Werkschau einer der Helden-Combos der DDR-Heavy-Szene — oder um's mit der Ansage zu Beginn des Auftritts in Schdnebeck zu halten: "Auf die Dauer hilft nur Power — Heavy Rock mit MCB"!

(geschrieben von Christian Wachter, erschienen in LEGACY Nr. 124)


 

Ein Schmankerl für Metal-Historiker und Ost-Metal-Nostalgiker sowie eines der Highlights in der Geschichte dieses einzigartigen Archaologie-Labels ist diese Doppel-CD, die das gesamte Schaffen der legendären Ost-Metaller MCB umfasst. Anfang der Achtziger gegründet, erspielte sich die Band in klassischer Trio-Besetzung mit ihrer straighten, kernigen und herzhaften Mischung aus Motörhead, Black Sabbath und (in ihren Anfangstagen) hartem Bluesrock umgehend die Herzen nahezu aller DDR-Metal-Fans, konnte aber nach der Wende und inmitten der internationalen Konkurrenz nicht mehr punkten. Die Blütezeit von MCB dauerte also nur etwa vier Jahre an, und in jener kurzen Phase komponierten die unterschiedlichen Line-ups schmissige und einpragsame Gassenhauer wie 'Hannes', ‘Die alten Zeiten', 'Heavy Mörtal Mischmaschine', 'Lied des Galgenbruders an Sophie das Henkersmadel', ‘Hexenjagd', 'Durch Eis und Schnee' und und und. Diese hochoriginellen Kracher sowie diverse Covewersionen (u.a. 'I Got Mine’ und 'Ace Of Spades’ von Motörhead) finden wir teilweise als Studio- und Rundfunkproduktionen und teilweise live auf dieser Compilation, die logischerweise vom für solcherlei schwierige Fälle nicht wegzudenkenden Chefrestauratoren Patrick W. Engel in einen vernünftigen Zustand gebracht worden sind. Ausführliche Linernotes von Ostradio-Legende Matthias Hopke vervollkommnen dieses Kleinod.

(geschrieben von Wolf-Rüdiger Mühlmann, erschienen im DEAF FOREVER Nr. 33, Bewertung 8 von 10)


 

Hier ist sie, die "Heavy Mörtel Hischmaschine“, die schon zu DDR-Zeiten stahlharter Kult wurde. MCB wurden 1983 in Magdeburg gegründet und waren neben Biest eine der wenigen härteren Bands, die es trotz Stasi & Co. schafften, dass ihr ,asozialer' Sound ganz offiziell aufgenommen und im Radio gesendet wurde. Auf diesen Rundfunkaufnahmen, die von der staatlichen DDR-Plattenfirma Amiga zum Teil auch auf dem 1988er "Kleeblatt“- oder dem 1989er "Rock~Bilanz"-Sampler veröffentlicht wurden, ist übrigens, ebenso wie auf den Liveaufnahmen von 1988, der heutige Knorkator-Gitarrist Sebastian Baur alias Buzz Dee zu hören. Noch früher, namlich am 25. Januar 1985, entstand in Schönebeck der Livemitschnitt, der die erste CD füllt und die MCB-Urbesetzung in Aktion zeigt.
Diese Werkschau konzentriert sich also auf die MCB-Frühzeit bis zur Wende, als die Band noch Heavy Metal spielte, der manchmal eher rockig, aber auch mal schnell und raudig daherkam. Spater sollte die Band thrashiger warden und dann schließlich in die Elektro/Industrial-Richtung abdriften.
Die Doppel-CD in bewährter German-Democratic-Recordings-Qualität gibt’s bei gdr.ostmetal.de.

(geschrieben von Stefan Glas, erschienen im ROCK HARD Nr. 392)

 
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