PRESSE-ECHO ZU "HÖLLENFEUER (1985-1991)" VON PANTHER

 
 

Hendrik Rosenberg von GDRecordings, der unter anderem das Werk von MOSHQUITO im Programm hat, ist wieder einmal in die Katakomben der Geschichte des Metal in der DDR hinabgestiegen. Dieses Mal hat er alle auffindbaren Aufnahmen der Hallenser Legende PANTHER ausgegraben. Es fanden sich ganz frühe Proberaummitschnitte, zwei Demos und ein Song, der von Jürgen Matkowitz (PRINZIP) für den Rundfunk der DDR produziert wurde, das titelgebende ´Höllenfeuer´.
Wer sich jetzt dafür interessiert, sollte sich einiger Dinge klar sein: Der Sound entspricht nicht heutigen Hörgewohnheiten. Der Hörer sollte sich vor Augen halten, wo und wann diese Aufnahmen entstanden sind. Dann wird klar, es kann nicht nach einer Edelproduktion tönen. Unter den technischen Möglichkeiten in der DDR jener Zeit ist sogar überraschend, wie gut mancher Song klingt. Zum Teil ist der Klang besser als die gute und gleichzeitige ´And Justice For All´.
Das Songwriting ist obendrein teilweise nicht recht ausgereift. Klar, es waren junge Leute, die ihre ersten Schritte als Band machten. Da fehlte sicher noch die Routine, die Erfahrung. Auch spielerisch könnte man Mangel ankreiden. So manches Break wirkt dann doch etwas holprig, nicht jedes Solo sitzt perfekt. Aber es geht auch nicht um Perfektionismus. Aus jedem, auch dem schwächsten Song hört man das Herzblut und die Leidenschaft. Ohne Herzblut und Leidenschaft wären diese Songs sicher nicht möglich gewesen.
Eigentlich starteten PANTHER mit Inspirationen durch RUNNING WILD und GRAVE DIGGER. Davon ist jedoch nichts zu hören, denn schnell bewegten sich die Wildkatzen in Richtung Thrash im Gefolge von SODOM und DESTRUCTION. Dazu kommen ein paar Einflüsse aus dem Punk. Einige Stücke sind mit kurzen akustischen Einsprengseln gewürzt. Der Gesang (es sind mehrere Sänger zu hören) bewegt sich zwischen aggressivem Schreien und deathigen Growls. Der ´Madhouse Song´ startet mit einem Basssolo, dass sich an ´Anesthesia (Pulling Teeth)´ anlehnt.
Leider ist kaum ein Text wirklich verständlich. Allerdings verraten die Songtitel einiges. Es gibt Geschichten aus dem alltäglichen Leben eines Heranwachsenden (wahrscheinlich sogar auf beiden Seiten der Mauer), wie in ´Prüfungsstreß´. Klassische Politparolen, die möglicherweise so gewollt waren, um mit beim System nicht komplett anzuecken, findet man in ´Shame For America´. Klassische Thrash-Titel finden sich bei ´Total Chaos´ oder ´Empire Of Death´. Das eher punkige ´Biervernichter´, textlich zumindest von heutiger Warte peinlich und musikalisch eher fragwürdig, ist – wie der Name erwarten lässt – eben der Song zur Biervernichtung. ´Hermann´ erzählt im Gegensatz dazu aus dem Leben eines Alkoholikers. Neben englisch und deutsch tauchen in ´Andalusien Terror´ auch spanische Lyrics auf.
Trotz erwähnter Einschränkungen, mir macht diese CD richtig Spaß. Da ich PANTHER in meiner Jugend (im Gegensatz zu anderen DDR-Bands) nicht kennenlernen konnte, nicht einmal an den Radiosong ´Höllenfeuer´ kann ich mich erinnern, ist das eine richtig spannende Entdeckung. Dass unter 25 Tracks nicht jeder gleich gut zündet, ist klar. Dennoch finden sich einige Perlen. Man muß sich überlegen, unter welch widrigen Bedingungen hier musiziert wurde. Solche Bedingungen können wir uns heute gar nicht mehr vorstellen. Sie herrschen vielleicht noch in Indien oder Südamerika. Technische Mängel mußten mit Elan und Herzblut kompensiert werden. Also sollte der Hörer großzügig über einige Kleinigkeiten hinweg sehen.
Ein zusätzliches Kaufargument sind die ausführlichen Linernotes des ausgewiesenen Ost-Metal-Experten und Ex-Radiomoderators Matthias Hopke.
Von einer Punktevergabe will ich an dieser Stelle absehen, lege Euch dennoch ans Herz, sich mit diesem Tondokument zu beschäftigen.

(geschrieben von Mario Wolski, online erschienen)


 

German Democratic Recordings fahren mit ihrer wichtigen Aufgabe fort, die wenigen metallischen DDR-Bands und deren Aufnahmen für die Nachwelt zu erhalten. Diesmal sind es die 1986 gegründeten PANTHER aus Halle an der Saale, die sich seinerzeit Thrasher von der anderen Seite des Zauns als Vorbilder auserkoren hatten. Im Vordergrund standen dabei mit Sicherheit Sodom. Welche besondere Beziehung PANTHER zu dieser Band und ihrem 'Bombenhagel' hatten, könnt ihr übrigens in den Linernotes lesen; da konnte auch der Song 'Shame For America ' den Ruf von PANTHER bei der Stasi nicht mehr retten...
Die CD umfasst die noch etwas zalimeren Proberaumaufnahmen von 1986 und die beiden Demos „Total Chaos" (1989) und „Empire Df Death" (1990), die ungehobeiten Thrash enthielten, der auf dem ersten Demo auch noch ziemlich rumpelig rüberkam. Doch in diesem Fail ist neben der Musik die Tatsache, dass sich hier einige Musiker dagegen wehrten, sich von einem Tyrannenregime ihre Freiheit beschneiden zu lassen, genauso nichtig. In diesem Kontext ist der Titeltrack am interessantesten, bei dem es sich um die einzige „professionelle“ Aufnahme von PANTHER handelt, da der Song 1988 fürs Radio aufgenommen wurde: Hier spürt man wunderbar, dass der staatlich bevollmächirigte Mann am Mischpult absolut keine Ahnung hatte, was er mit dieser Art von Musik anfangen sollte, und in seiner Verzweiflung einfach bis zur Unhörbarkeit tonnenweise Hall auf alles draufkippte.
Unter gdr.ostmetal.de könnt ihr diese CD ebenso wie die Werke von vielen anderen metallischen Zeitzeugen erhalten.

(geschrieben von Stefan Glas, erschienen im ROCK HARD Nr. 388)


 

Vorausschicken müsste man, dass die Reviewnote nicht auf die Goldwaage gelegt werden sollte, denn die (von Patrick W. Engel umfassend restaurierte) Zusammenstellung des Gesamtschaffens der DDR-Metaller PANTHER lässt sich nur schwerlich nach üblichen Maßstäben bewerten. Die Band aus Halle beackerte in den Achtzigern überwiegend die Bühnen im Südteil der DDR (ich habe sie damals mehrmals im Raum Sachsen live erleben dürfen), reihte Coverversion an Coverversion, aufgelockert durch eigene Kompositionen - und diese spiegelten unsere damaligen Hörgewohnheiten sowie den Einfluss der aus dem Westen rübergeschwappten Neuheiten wider. Und so gehen auf “Höllenfeuer" Rumpel-Thrash, Crossover, Teutonen-Stahl, Tankard-Spaß und todesmetallische Frühausläufer nahtlos ineinander über bzw. wurden einfach miteinander verrührt. Das liest sich - man sollte trotz Nostalgie auf dem Boden der Tatsachen bleiben - spannender, als die Musik letztlich klingt. Denn sowohl kompositorisch als auch spielerisch war bei den sachsen-anhaltinischen Raubkatzen viel Luft nach oben, und die holprigen englischen Texte einerseits sowie Party-lnfantiles wie 'Biervernichter' andererseits lassen bei heutigem Hören das Fremdschambarometer ruckartig steigen. Dennoch: als Zeitdokument historisch wertvoll.

(geschrieben von Wolf-Rüdiger Mühlmann, erschienen im DEAF FOREVER Nr. 32, Bewertung 5 von 10)


 

PANTHER slnd wohl elne der obskursten, aber dennoch qualitativ hochwertigsten Formationen aus der ehemaligen DDR. "Höllenfeuer" deckt nun dle komplette Bandhistorle ab, angefangen bei Proberaumaufnahmen der ersten eigenen Songs aus dem Jahr 1986 bls hinüber zum zweiten und letzten Demo „Empire Of Death". Der deftige Speed Metal der Anfangstage war noch von alten Runnlng Wlld, Grave Dlgger oder Rage/Avenger inspiriert, wobei der damalige Sänger Ralf Mikula eher in tiefen, ràudigen Tonlagen agierte und dem sonst oftmals gebrauchlichen Eierquetscher-Gesang eine Abfuhr erteilte. Einer der damaligen Höhepunkte im Bandschaffen war mit Sicherheit das vorliegender Compilatlon den Titel verlelhende Stück 'Höllenfeuer', welches erstklassigen Speed mlt coolen Abgeh-Riffs, kultigen Texten in deutscher Sprache und geilen Gitarrensoli bot. Allein dle Tatsache, dass auf dieser Zusammenstellung auch jene Songs aus der Frühphase der Band zu hören sind, die nie auf ein Demo wanderten, rechtfertigt bereits den Erwerb dieses kostbaren Stück des Ost-Metal! Anfang Mai 1989 spielten PANTHER in ihrer Heimatstadt Halle an der Saale eln Cover von Sodoms 'Bombenhagel', was an sich wohl nlcht so schllmm gewesen wäre, aber leider standen einige Leute mit erhobenem Arm vor der Bühne, was der Gruppe lm Nachhinein so einige Probleme mit der Staatsmacht bescherte. In jenen Tagen erschien auch das erste Demo "Total Chaos". auf dem sich die Formation dem Thrash Metal mit gelegentlichen Mosh-Versatzstücken zugewandt hatte. Auf dem zweiten Tape "Empire Of Death" schimmerten zuweilen auch Elnflüsse von Gruppen wie z.B. Protector oder Sepultura durch, die in der Grauzone zwischen Death- und Thrash Metal agierten. Zwischendrin gab's immer wieder mal Auflockerndes bls Obskures wle die Trinkerhymne 'Hermann' oder 'Andalusien Terror', das anfangs von spanischer Gitarrenarbelt dominiert wird. Wer welß, was aus PANTHER hatte werden konnen, wenn die Band nicht irgendwann Anfang der frühen 90er zerbrochen wäre? Schön jedenfalls, dass mlt "Höllenfeuer" das Andenken an diese originelle, abwechslungsreiche Gruppe gewahrt bleibt! Kontakt: gdr.ostmetal.de.

(geschrieben von Christian Wachter, erschienen in LEGACY Nr. 123)

 
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